Hilfe bekam ich in kleinen Schritten und oft auf völlig unerwartete Weise. Die Kunst half mir aus meinen Ängsten herauszufinden. Es begann damit, dass ich in einem Laden
eine Künstlerpostkarte von Salvatore Dali erstand. Sie zeigte in der unteren Hälfte sehr stämmige männliche Beine und darüber einen Frauenoberkörper. Mich irritierte das sehr, da es immer heißt, die Erde sei weiblich und der Himmel männlich. Hier war es genau umgekehrt, unten auf der Erde die Beine eines Mannes und darüber im Himmel die weibliche Gestalt. Als ich genauer hinschaute, entdeckte ich, dass Dali die Frau aus Vögeln entstehen ließ und ich dachte sofort an das Prinzip Luft. Natürlich! Dali wusste um die beiden großen Prinzipien, denn dann stimmten auch die Beine der Tatkraft als männliches Prinzip in der Materie. Diese Figur, einem Hermaphroditen ähnlich, hatte jedoch nichts mit Geschlechtlichkeit zu tun, wie ich im ersten Moment gefolgert hatte. Ich fragte mich, ob uns nicht häufig der Blick verstellt ist, weil wir vieles über die Sexualität auslegen, die in unserem westlichen, materiellen Glaubenssystem eine überaus große Bedeutung erfährt. Mir kam der Gedanke, dass Künstler, wenn sie Frauen malen, vielleicht oft gar nicht das Geschlecht Frau meinen, sondern damit das weibliche Prinzip des Unsichtbaren anbeten. Ich denke da an Gemälde wie die
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