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Mentale Kräfte aktivieren
von Ursula Windisch

Kapitel 50   Seite 215
Beuys und der erweiterte Kunstbegriff

Beuys und der "erweiterte Kunstbegriff"

Doch zurück zu meinen Erlebnissen. Damals war ich erst am Anfang, die Zusammenhänge zu erkennen. Ganz intensiv berührten mich die Arbeiten des sehr umstrittenen Künstlers Joseph Beuys. In einer Ausstellung fand ich eine Installation mit einem Gewehr, worauf steht "Denken". Ich vermutete sofort, dass Beuys etwas in der Richtung aussagen will, womit ich mich beschäftigte. Schießen und Denken - beides Dinge, mit denen ich mich ganz intensiv auseinandergesetzt hatte. In der Folge besuchte ich viele Ausstellungen mit seinen Werken und machte mir meine eigenen Gedanken.

Was mich dann überhaupt nicht wunderte war, dass ich

überall gleichschenklige Kreuze fand, das Symbol für die vier kleinen Prinzipien der Gestaltung. Ich fand sie in Abbildungen zuerst auf Grabmalen, dann im Original als Braunkreuz auf sehr vielen Objekten. Sie begegneten mir als Filzkreuz, teilweise sogar halbiert, wobei die Gefühlsseite, das Wasser fehlte. Es symbolisierte für mich die Menschen, die auch nur noch die Materie als wirklich akzeptieren. Eine Installation nennt er Eurasia, für mich die Vereinigung der Weltsicht des fernen Osten, des Maya, mit unserer materiellen, westlichen Weltsicht, Welle und Partikel-Sicht vereint, sowohl - als auch, eine Ergänzung und Erweiterung des jeweiligen Standpunktes. Ich war mir sicher, dass Joseph Beuys um diese neuen und doch uralten Prinzipien der Gestaltung aus dem Inneren wusste. Ich sah das Denken als Grundlage der Gestaltung, für Verfestigung, für Materie, und ich bemühte mich, es zu reduzieren, es zumindest in konstruktive Bahnen zu lenken. Beuys sieht das ähnlich, und ich nehme an, dass er mit seinen oft provozierenden Aktionen versuchte, die Menschen aus dem Kältepol der gewohnten, westlichen Denkmuster herauszubringen, ähnlich wie das Motivationstrainer heute mit Glasscherben für Sportler, andere mit Glutstraßen für das Management tun. Soweit ich erkennen kann, war auch er der Meinung, dass es an der Zeit ist, diese Gestaltungs-Prinzipien aus dem religiösen Kontext herauszulösen und eine allgemeingültige Disziplin daraus zu machen, eine neue Kunstdisziplin. Er setzte dieses Wissen für den Betrachter in Zeichnungen, Skulpturen, Environments und Aktionen um. Sie vermitteln meiner Ansicht nach über den Weg der Kunst das Gleiche, was ich mit meinen Ansätzen aus dem Sport versuche, nämlich dass diese Welt ganz anders funktioniert, als wir bisher geglaubt haben:




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