Zunächst jedoch hatte ich keine Zeit, nach Erklärungen für diese Phänomene zu suchen. Häusliche Veränderungen bürdeten mir immer mehr Arbeit auf. Ich hatte schon lange gemerkt, dass ich das intensive sportliche Training als Ausgleich für meinen Alltag brauchte. Beim Schießen in der vollen Konzentration und Anspannung konnte ich abschalten, konnte Ärger, Sorgen und Grübeleien hinter mir lassen. Ich fand es interessant, mich und meine eigenen Fähigkeiten zu schulen und auszutesten, sowohl in körperlicher, als auch in mentaler Hinsicht. Mir wurde immer klarer, dass das eine nicht vom anderen zu trennen ist. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, wo in Haus und Beruf Umstellungen anstanden und ich sehr gefordert war, brachte der Schützenverband neue Richtlinien für uns Teilnehmer heraus. Wer im Leistungskader bleiben wollte, hatte neben einer Leistungskontrolle zwei Mal wöchentlich, die jetzt genau dokumentiert werden musste, ab sofort täglich 100 Schuss Trockentraining zu absolvieren. Mich plagte ohnehin mein schlechtes Gewissen, denn andere Schützinnen im Kader trainierten schon jetzt täglich zwei Stunden aktiv für ihre hohen Leistungen, was mir zeitlich gar nicht möglich war. Zusätzlich wurden wir noch zu Konditionstraining verpflichtet, wie wöchentlich 3000 m laufen und 1000 m schwimmen. Das wurde zwar nicht überwacht, doch es erwies sich als nützlich.